2017-05-06

Nicht genug

War es das jetzt mit der europäischen Chance? Oder doch nicht? Möglich ist immer noch alles. Doch wenn man ehrlich ist, war das, was Borussia heute für das Ziel der erneuten Europapokalteilnahme eingesetzt hat, zu wenig. Der Punkt in der Nachspielzeit ist äußerst glücklich - ich gönne ihn umso mehr "ausgerechnet" dem André Hahn. Doch was der VfL nach gutem Beginn und einer - von der Konteranfälligkeit abgesehen - souveränen Leistung in den ersten 40 Minuten zeigte, war schwach, fahrig, ohne Mumm.

Schon in der ersten Hälfte verstand es die Mannschaft oft nicht, Tempo in die Pässe und ins Spiel nach vorn zu bekommen und die dichte Augsburger Deckung mit Schnelligkeit und Tiefe im Spiel in Probleme zu bringen. Das gelang nur ab und zu, etwa bei Hofmanns Riesenchance oder bei den Gelegenheiten von Patrick Herrmann und Mo Dahoud. Der Spielaufbau über Christensen und Vestergaard war aber in der Regel zu lasch, zu rück- und seitwärts gewandt. 

Laszlo Benes immerhin war Dreh- und Angelpunkt im Spiel, ständig anspielbar, mit mutigen Ideen, aber auch einigen leichten Fehlern, die man ihm angesichts der Gesamtleistung aber kaum ankreiden kann. Insofern konnte ich nicht nachvollziehen, warum er so früh vom Platz musste und nicht der deutlich wechselhaftere Mo Dahoud. Auch der machte viel richtig - aber auch einiges richtig falsch. Frappierend war, nicht zum ersten Mal, wie unpräzise gut gemeinte Anspiele und Pässe kommen. Ähnlich uneinheitlich das Bild bei Andreas Christensen. Der sonst so sichere Abwehrrecke bringt immer noch viele Zweikämpfe bemerkenswert nach Hause. Er sah aber heute (wie auch schon in Spielen vorher) bei Kontern der Gäste mehrfach nicht gut aus, auch beim Gegentor. Möglicherweise beschäftigt beide der nahende Abschied (und beim Dänen die noch unklare Konstellation für die neue Saison) doch mehr, als sie es selbst wahrhaben wollen.

Mehr ist über das Geschehen auf dem Rasen eigentlich nicht zu sagen, bei dem die Augsburger einmal mehr das Glück hatten, dass der angesetzte Unparteiische möglichst auf Gelbe Karten verzichten wollte. Immerhin artete diese Art der Spielleitung diesmal nicht in eine willenlose Treterei aus. Aber die Verwarnungsbilanz (2 für Augsburg, 2 für Gladbach, darunter eine unberechtigte wegen angeblicher Schwalbe), ist einmal mehr der Hohn.   

Verlierer des Tages waren heute allerdings andere: der Borussia Park und wir Fans. Gellende Pfiffe während eines Spiels, in dem es nicht um Schönspielerei geht, sondern um die Qualifikation für die Euro League, da verschlägt es mir die Sprache. 

Ich habe es schon mal gesagt, damals ging es noch gegen den Abstieg: Das eigene Team auszupfeifen ist für mich ein No-go! Inzwischen sind wir wieder soweit - pfui! Bei aller Kritik an der Spielweise und der Fehler, die auf dem Platz gemacht werden. Es hilft keinem, die Jungs da unten noch mehr zu verunsichern. Wer nicht sieht, dass da ein Gegner ist, der sein Geschäft versteht, nämlich guten Fußball zu verhindern, der soll doch besser zuhause bleiben. Wer nicht versteht, dass dieser Kader seit Monaten am Anschlag unterwegs ist und für diese ungünstigen Begleitumstände verdammt noch mal eine ganze Menge geleistet hat, der sollte sich fragen, ob er die richtigen Maßstäbe anlegt. 

Und wenn großmäulig im Internet zu lesen ist, dass man die schmollenden Ultras "für die Stimmung im Stadion ja nicht braucht", dann sollten sich diese Leute nochmal das Spiel von heute zu Gemüte führen, und zwar die akustische Begleitung. Die Wechselgesänge klappen vielleicht eine Weile, wenn es läuft, ist die Kulisse auch mal da und gibt kurzzeitig Gas. Wenn aber Unruhe im Stadion aufkommt, bricht der unorganisierte Support zusammen. 
Selbst die sonst sehr zurückhaltenden Spieler sind seit ein paar Spielen deutlich offener und kritischer bei Aussagen über die Stimmung im Borussia Park. Das sollte uns allen zu denken geben - es ist ein Alarmzeichen.
Wir haben uns zurecht einiges auf die Unterstützung der Fans eingebildet. Doch das ist im Moment nicht mehr gerechtfertigt. Vielleicht ist auch deshalb unser Stadion keine Festung mehr. 

Klar, die Gründe dafür sind vielschichtig. Der Knatsch von Sottocultura mit dem Verein, immer mehr "Event-Fans", gestiegene Erwartungen an die Leistung der Mannschaft usw. 
Auch wenn es noch viele tausende sind, die sich weiterhin die Seele aus dem Leib schreien für Borussia: Die Peinlichkeit, dass die Jungs im eigenen Stadion nicht bedingungslos unterstützt werden, fällt auf uns alle zurück, die wir uns sonst auch gern für die Stimmung im Park und das freundliche Image des Clubs auf die Schulter klopfen lassen. 

In dieser Saison ist hier im Zusammenspiel auf den Rängen nicht mehr viel zu erreichen. Für die neue Spielzeit sollte es aber unser aller Ziel sein, in jeder Situation wieder der zwölfte Mann auf dem Platz zu sein. Sonst, da bin ich ganz nüchtern in der Analyse, haben wir Fans die Euro League eben auch nicht verdient. Denn das heute war, auf wie abseits des Rasens, dafür einfach nicht genug. 

Bundesliga 2016/17, 32. Spieltag (7.5.17): Borussia Mönchengladbach - FC Augsburg 1:1 (Tor für Borussia: 1:1 Hahn)

1 Kommentar:

  1. Gegen Augsburg haben wir uns schon oft schwer getan. Der Punkt ist total glücklich, wenn Du nach den ersten Chancen zur Pause ein 0:0 hast und die Fugger auch das 2:0 hätten machen müssen. Aber genauso ist richtig, dass der Punkt erkämpft ist und das uns das positiv für VWburg stimmen sollte. Vor allem da es ja ein Auswärtsspiel ist ...(da schüttelt es mich, indem ich das schreibe...). Vielleicht kriegen wir es hin, da (wie in Mainz) geschlossen aufzutreten und eine Reaktion auf den Rängen und auf den Platz zu bringen, die für 3 Punkte reichen. Dann schauen wir mal, wie die anderen Ergebnisse sind und können am letzten Spieltag noch einmal ein kleines "Endspiel" um Europa bekommen. Hoffentlich mit positivem Ausgang - Wir sind Borussia! Auf geht's.

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